Sonntag, 11. August 2019

Geschichte einer Nonne


Berufungsfilm, oder Antiberufungsfilm?
Ich habe mir lange überlegt, wie ich diesen Film darstellen soll. Man kann ihn durchaus als Berufungsfilm einsetzten, wenn darüber diskutiert wird.

Es beginnt mit den Sätzen: „Der, der sein Leben für mich gibt, wird wiedergeboren. Wenn du vollkommen sein willst, verkaufe alles was du hast und gib den Erlös den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben. Dann komm und folge mir.“ (Aus dem Evangelium)
„Jede Schwester muss wissen dass sie ihr Leben zum Opfer bringt.

Dann ist eine junge Frau zu sehen, Gabriella. Sie ist im Hause ihres Vaters und trägt das Kleid der Postulantinnen (haben heute die wenigsten Gemeinschaften, aber es gibt welche). Sie trennt sich von fast allem, was sie noch hat, auch ihrem Verlobungsring. Der Vater fährt sie zum Kloster, in welches sie eintreten will. Es ist zu sehen: Nicht alle Familienmitglieder verstehen den Entschluss von Gabriella, ins Kloster zu gehen. (Bis heute ist es zum Teil in Familien so)
Für Gabriella steht von Anfang an fest, dass sie bestimmt in die Mission/in den Kongo darf. Mit diesem Gedanken tritt sie ins Kloster ein.
Noch etwas ist zu merken: Gabriella kennt einer der Nonnen und  ist enttäuscht, dass die diese in der nächsten Zeit nicht sieht. Zu einem späteren Zeitpunkt kommt wird nochmals ziemlich deutlich, dass Gabriella aufgrund dieser Schwester eingetreten ist.  Sie fragt dann nämlich eine Kandidatin, ob diese nicht aus einem Grund der Bewunderung für eine  Schwester eintritt. Aber reicht es, in ein Kloster einzutreten, wenn man eine der Mitglieder mag?
Beim Abschied gibt der Vater Gabriella etwas Wichtiges mit, als sie ihm zu verstehen gibt, dass sie möchte, dass er stolz auf sie ist: „Ich will nicht stolz auf dich sein, ich will, dass du glücklich bist.“  - Etwas, was ganz wichtig ist, egal, welche Lebensentscheidung man trifft.
Postulat und Noviziat folgen mit jeweiligem Unterricht.  Gabrielle bekommt bei der Aufnahme ins Noviziat den Namen Sr. Maria Lucas. Bei der Aufnahme ins Postulat hält die Oberin eine Ansprache, die es lohnt, anzuhören.  Unter anderem heißt es da: „Nur die Liebe wird euch die Kraft geben, die Opfer auf euch zu nehmen. Wie man in der Welt frohen Herzen etwas vollbringen kann, für jemand, den man liebt, so ist es auch bei uns hier im Kloster.“ Und weiter: „Bedenkt meine lieben Kinder, ihr könnt zwar uns betrügen, aber niemals euch selbst oder Gott.“
Was schon gleich zu sehen ist: Vieles hat sich geändert. Diese großen Schlafsäle gibt es nicht und es wird wohl auch nirgends eine Schwester mit Glocke wecken.
 Es ist das Schuldkapitel zu sehen, welches es wohl heute so nirgends gibt. Eine Gemeinschaft kenne ich, die das Schuldkapitel hat. Mir wurde erklärt, dass es dazu dient, dass andere Schwestern besser verstehen können, warum jemand so gehandelt hat. – In dem Film jedoch geht es darum, dass der Stolz gebrochen wird.
Schwester Lucas bemerkt, dass sie unwürdig ist, dass der Stolz in ihr nicht gebrochen ist. Sie kommt sich immer unwürdiger vor. „Wenn ich der Heiligen Regel gehorche, versage ich zur selben Zeit, weil ich stolz bin, das ich gehorche“, so Schwester Lucas in einem Gebet.
Es wird gezeigt, dass eine Schwester nach dem Noviziat geht. – Sie hat sich geprüft und gemerkt, dass es nicht ihr Weg ist. Auch das darf sein und ist gut zu wissen.
 Dann die Profess auf drei Jahre. Danach scheint das Ziel in den Kongo zu dürfen näher zu rücken. Schwester Lucas darf eine Ausbildung am  Institut für Tropenkrankheiten machen.
In dieser Zeit macht Schwester Lucas die Erfahrung, dass sie zum einen nicht mit allen Mitschwestern auskommt, zum andern, dass Oberinnen eben auch nur Menschen sind. Diese Oberin gibt ihr einen Rat, der nicht so ohne ist. Schwester Lucas überlegt lange, ob sie diesen Rat befolgen soll.
Schwester Lucas besteht das Examen, wird jedoch  nicht in den Kongo geschickt. Sie unterstützt Mitschwestern in einer Nervenheilanstalt (heute würde man sagen eine psychiatrische Klinik). Hier wird ihr ihr Eigenwille bei einer Handlung zur Gefahr. Sie klagt sich wieder an, spricht über sehr viele Fehler zur Oberin. Dies gibt den Rat: „Mein Kind, ich unterschätze nicht einen Augenblick die Schwere Ihrer Fehler. Aber Sie dürfen sich nicht selbst durch ein übertriebenes Schuldbewusstsein aufreiben.“
      Dann kommt die ewige Profess. Schwester Lucas wird nun in den Kongo gesendet und sie weiß, dass es eine Flucht ist.
 Im Kongo erfährt Schwester Lucas, dass sie nicht auf der Missionsstation arbeiten wird, sondern im Krankenhaus der Weißen, also bei den Europäern. Es wird ihr erklärt warum. „Es tut mir leid, aber wir müssen diese Dinge hinnehmen, auch Enttäuschungen“, so die Oberin zu Schwester Lucas. – Enttäuschungen gibt es immer wieder im Leben, also auch im Kloster, was Schwester Lucas lernen muss.
 Schwester Lucas stürzt sich in die Arbeit. Zur Heiligen Messe kann sie oft nicht, doch auch von den anderen Gebeten meldet sie sich immer wieder ab. Im Krankenhaus kommt es kurz mit der Oberin zu einem Gespräch, da Schwester Lucas Neuerungen eingeführt hat, auf die die Oberin angesprochen wurde, aber nichts wusste. Sie sah sich daher in einer peinlichen Situation, bringt Schwester Lucas bei, dass eine Oberin über alles informiert sein muss. Gleichzeitig erkennt Dr. Fortunati, mit dem Schwester Lucas zusammenarbeitet, wie verkrampft diese ist. Für ihn ist klar, dass es sich hier um Seelenqualen handelt.
Schließlich bekommt Schwester Lucas noch Tuberkulose. Das bedeutet, dass sie zurück nach Europa muss.  Dr. Fortunati versucht sie zunächst noch im Kongo zu behalten, denn er bekommt mit, dass Schwester Lucas nicht zurück will. Er sagt ihr auf dem Kopf zu, was sie wohl selbst nicht weiß: „Sie sind das, was man eine weltliche Nonne nennt. Ideal für die Kranken. Sie sehen die Dinge auf ihre Art. Aber sie werden nie das sein, was ihr Orden von Ihnen erwartet, das ist Ihre Krankheit.“- Das erste Mal, dass Schwester Lucas dies offen gehört hat.
Irgendwann muss Schwester Lucas dann doch wieder zurück in das Mutterhaus in Belgien.  Dr. Fortunati macht sich sorgen um Schwester Lucas, da er schon lange den Grund erkannt hat, warum sie wirklich in die Gemeinschaft eingetreten ist.  Weil es kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges ist, wird sie nicht wieder zurückgesendet.
Sie wird in einem Krankenhaus als OP-Schwester eingesetzt. Als hier während des Krieges eine Kandidatin  ziemlich offen den Soldaten hilft, spürt Schwester Lucas, dass sie nicht mehr gehorsam sein kann.  – Sie merkt, dass sie eine Entscheidung treffen muss.
Es kommen dann noch einige gute Äußerungen, die diskutiert werden können. So weiß Schwester Lukas nicht, ob sie überhaupt noch eine gute Christin ist. Und eine Frage lautet: „Wenn  die Glocke in die Kapelle ruft, muss ich dann wirklich meine Arbeit unterbrechen und die Pflege der Patienten einer anderen Schwester überlassen? Ich komme aus eigener Schuld oft zu spät in die Kapelle. Ich verletzte das große Schweigen, weil ich mich nicht nur auf kurze Gespräche mit den Kranken beschränken kann, wenn mir das Herz überläuft. Ehrwürdige Mutter, muss ich denn wirklich den drei Glockenschlägen gehorchen, wenn mich gerade im Laboratorium eine wissenschaftliche Arbeit persönlich fesselt?“ Fragen die auch heute noch für Berufungen gelten. Ich persönlich weiß von zwei Ordensschwestern, die  eben die Ordensgemeinschaft aus solchen Gründen verließen. Die Oberin gibt hier übrigens eine gute Antwort: „Das religiöse Leben muss Ihnen wichtiger sein, als Ihre Liebe zur Medizin.“ – Ich persönlich denke auch, dass hier Gebet wichtiger sein sollte, als wissenschaftliche Arbeiten. Weiterhin habe ich vor vielen Jahren von einer jungen Frau gehört, dass die Schwestern von Mutter Teresa sich eben auf die weltlichen Helfer verlassen, wenn es zum Gebet läutet, die aufgenommenen Menschen, die Kranken... werden eben solange von Laien betreut. Gibt es also heute auch noch und wird verschieden aufgenommen.

Zweieinhalb Stunden dauert dieser Film, der gefüllt ist mit guten Dialogen, kann daher wirklich als Berufungsfilm angesehen werden. Es gibt einige Situationen, in denen sich noch heute kontemplative Gemeinschaften finden werden.

Lohnt sich, immer wieder mal zu sehen, besonders wegen der Dialoge. Da kann sich jeder selbst fragen, wo er/sie steht.

Der Film wurde nach dem gleichnamigen Roman von Kathryn Hulme. Sie lernte die ehemalige Ordensschwester Marie Louise Habets kennen, von deren Leben sie einiges in den Roman einfließen ließ.  

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